Haare waschen ohne Shampoo? Dein Weg zu natürlich gesundem und kräftigem Haar

Sie hat auch uns erreicht: Die No-Shampoo bzw. Low-Shampoo Methode. Auf Deutsch gesagt: Haare waschen ohne Shampoo bzw. mit weniger Shampoo. Weniger ist oft einfach mehr.

Den Körper in seinen Selbstregulations-Fähigkeiten zu unterstützen ist einfach ein nachhaltiges und natürliches Vorgehen. Und es kann auch richtig lebensbereichernd sein diese Perspektive immer öfter einzunehmen!

Und klar, Haare waschen gehört für viele täglich dazu. Shampoo ist hier eine willkommene Alternative, es gibt sie in den verschiedensten Variationen und Funktionen.

Doch wie notwendig sind sie wirklich? Welchen Einfluss hat die Vielzahl der chemikalischen Bestandteile auf uns? Und nehmen sie dem Haar und Körper nicht wichtige Funktionen ab? Geht es also auch ohne bzw. mit weniger Shampoo?

In diesem Artikel erfährst du unter anderem: 

  • warum und wie du auch mal auf Shampoo verzichten kannst
  • wie du dein Haar ohne ein Übermaß an Chemie pflegst
  • welche Tipps wir aus unseren Selbstexperimenten weitergeben können

Wie nötig sind Shampoo, Seife & Co

Hast du bereits vor deinem Badezimmerschrank gestanden und mal durchgezählt: wie viele Produkte benutze ich eigentlich jeden Tag? Ist das wirklich alles nötig?

Tagescreme, Nachtcreme, Handcreme, Augenbalsam, verschiedenste Make-up Artikel, Gesichtswasser, Make-up Entferner, Handseife, Duschgel, Rasiercreme, Shampoo, Conditioner, Haarspray… Dazu kommen noch die Chemikalien mit denen wir uns im Haushalt umgeben – wie Spülmittel, Waschmittel und Putzmittel. (Wir haben direkt unsere Naturkosmetik Experimente verlinkt :))

Nach und nach ist es möglich alles mit natürlichen, oft selbstgemachten Alternativen zu ersetzen oder ganz einfach gar nicht mehr zu  brauchen.

Komplett verabschiedet haben wir uns von sämtlichen Cremes, an deren Stelle wir jetzt ab und zu Avocadoöl, Hanföl oder auch Kokosöl verwenden. Ebenfalls wurde der Gebrauch von Seife drastisch reduziert. Ganz ehrlich: wie dreckig werden wir in unserem Alltag eigentlich noch? Das ist je nach Beruf und Alltag natürlich unterschiedlich!

Normales Wasser reicht meistens und falls nicht reicht bspw. auch eine reine Olivenölseife.

Die Haut gewöhnt sich wirklich daran, weniger eingecremt zu werden. Inzwischen kann aus Erfahrung berichtet werden, bleibt die natürliche Fettschicht der Haut einfach erhalten, bzw. bildet sich leichter nach – so dass seltener mit Avocadoöl oder Ähnlichem (wie Kokosöl) nachhelfen muss. Es kommt natürlich auch hier immer wieder auf die derzeitigen Lebensumstände und die Aktivitäten drauf an.

Geht ging es jedoch ums Ganze: Shampoo. Das hielt sich einfach länger im Bad. Erstmal einmal war es schwer vorzustellen: Ohne Shampoo würden die Haare doch sicher komplett fettig und ekelhaft werden? Andererseits: Wenn man weder Cremes, noch Seifen braucht – vor allem nicht mehr in dem gewohnten Ausmaß – warum dann Shampoo?

Wir haben uns dann zu einem Experiment durchgerungen: Michaela und Anja haben ein viertel Jahr auf Shampoo verzichtet. Denn so konnten wir uns wenigstens austauschen und zusammen ungewaschene Haare haben :-)

So stellst du auf die No-Shampoo Methode um

Eigentlich gibt es keinen großen Trick bei der No-Shampoo Methode. Du hörst einfach auf Shampoo zu benutzen. Trotzdem gibt es verschiedene Ansätze:
  • gar nicht mehr waschen
  • nur noch mit Wasser waschen
  • mit Wasser waschen und ab und zu mit einer Natronlauge und etwas Apfelessig spülen

Ich hab mich für die “nur Wasser” Methode entschieden. Und auch hier gibt es einen Unterschied ob man kaltes oder warmes Wasser verwendet. Anfangs dachte ich, dass warmes Wasser wahrscheinlich besser reinigt, war dann aber überrascht, dass kaltes Wasser etwas besser war. Die Haare waren danach leichter kämmbar. Wenn man es sich so überlegt macht es auch in folgenden Aspekt Sinn: warme Duschen stehen den Menschen ohnehin noch nicht lange zur Verfügung. An kaltes Wasser sind wir wohl besser gewöhnt …

Die gefürchtete Übergangsphase

Für alle Mutigen unter euch, die die No-Shampoo Methode auch ausprobieren möchten, sind wir ehrlich: die ersten Wochen waren hart.

Weniger weil das Haar fettig aussah (das wurde auch von anderen nicht bemerkt), sondern weil das Kopfgefühl ein anderes wird. Die Kopfhaut war es ja gewöhnt, regelmäßig “entfettet” zu werden und hatte sich mit einer erhöhten Talgproduktion darauf eingestellt. Es dauerte einige Wochen, bis sich das reguliert hatte und die Kopfhaut mit einer reduzierten Talgproduktion regierte.

In der ersten Phase ist die Tendenz, dass Haare sich so anfühlen, als wäre Gel in ihnen. Etwas fester, dicker und griffiger. Nach 3 Wochen kam dann bei Michaela der Wendepunkt. Hier wollte sie unbedingt nur noch eines: Haare waschen für ein frisches und leichtes Kopfgefühl. Ihre Haare kamen ihr schwer vor und auch etwas strohig. Nach diesem “Tiefpunkt” ging es allerdings auch wieder bergauf – mit der Zeit gewöhnte sie sich an das neue Gefühl und empfand die Haare als kräftiger.

Wir hatten das Gefühl dass unsere Übergangsphase im Vergleich zu vielen anderen Bloggern bei denen wir uns vorher eingelesen hatten, relativ gut erträglich war. Für uns macht es Sinn: Je natürlicher man sich lebt und sich ernährt, umso einfacher wird die Übergangsphase für die Haare.

So wie auch die Haut von einer einem besseren Umgang profitiert – und klar, auch von der Ernährung – werden auch Kopfhaut und Haare “von innen” gepflegt. Und weniger Schadstoffe müssen bspw. ausgeschieden werden.

Wir mussten beide unsere Haare in der Übergangsphase nicht unter Hüten und Haarbändern versteckten. Kein Mensch bemerkte den Unterschied.

Wenn du die No-Shampoo Methode ausprobieren möchtest, dann stell dich auf eine Übergangsphase ein, die 3-6 Wochen dauern kann.

Außerdem haben wir bemerkt, dass Fett- und Talgproduktion zyklusabhängig sein können. Also nicht verzweifeln, wenn die Umstellung in “Wellen” erfolgt.

Ein Trick für die Übergangsphase, den wir nicht probiert haben, ist eine Art selbstgemachtes Trockenshampoo: Hierzu Stärke (Kartoffelstärke, Maisstärke…) in die Haare und auf die Kopfhaut massieren und dann ausbürsten. Falls ihr Erfahrungen damit gemacht habt, berichtet doch in den Kommentaren davon!

Bürsten, Bürsten, Bürsten

Für lange glatte Haare ist vor allem in den ersten Wochen der Umstellung ausgiebiges Bürsten entscheidend. Eine Wildschweinborstenbürste kann hier helfen ein regelrechtes “Bürstritual” in den Alltag einzuführen:
  1. über den Kopf von hinten nach vorne bürsten,
  2. von jeder Seite über den Kopf auf die andere Seite bürsten
  3. über den Kopf von vorne nach hinten bürsten.

Warum ist Bürsten so wichtig? Es löst den Talg von der Kopfhaut und verteilt ihn auf die Länge des Haares. Klingt jetzt nicht so besonders toll, ist aber praktisch: Auf der Kopfhaut verstopfen die Poren nicht und die Haare werden durch den verteilten Talg geschützt und gepflegt.

Die Bürste muss allerdings gepflegt werden, sonst kann sie “vertalgen”. Sie alle ein paar Tage mit etwas Seife und einer Bürste zu reinigen kann sinnvoll sein.

Unterschiedliche Haare, unterschiedliche Bedürfnisse

Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass die Haarpflege je nach Haartyp und Haarlänge sehr unterschiedlich ausfallen kann. Als wir auf Facebook nach euren Erfahrungen gefragt haben erhielten wir zum Beispiel diesen Kommentar:

“Ich hab Probleme mit der ganzen Bürsterei dabei. Das macht mir die Locken kaputt . Ich kämme lieber sehr wenig und nur mit groben Holzkamm. Aber das verteilt das Fett nicht. Ich denke ich versuche wenigstens Heilerde als Shampoo zu nehmen und selbstgemachten Kombucha Essig als Spülung. Nur Wasser scheint nix für mich. Bei meinen Kindern ( glatte Haare) funktioniert es viel besser.”

Außerdem kommt es darauf an, wie sehr deine Haare strapaziert werden. Haarpflege ist also eine sehr individuelle Geschichte.

Gibt es auch eine Zwischenlösung?

Du willst deine Haare natürlicher pflegen und auf Chemie weitestgehend verzichten? Trotzdem ist dir der Gedanke gar kein Shampoo mehr zu verwenden noch zu fern? Inzwischen gibt es auch schon ganz natürliche Haarreiniger auf dem Markt. Wir kennen folgende:

Auf Utopia.de gibt es auch weitere Tipps zum Thema.

Wer sich nach einer gehaltvollen Haarmaske sehnt, auch hier haben wir ein Rezept parat.

3 Monate No-Shampoo – und jetzt?

Unser beider Fazit nach den 3 Monaten ohne Shampoo fiel ganz ähnlich aus: Es ist wie immer interessant zu sehen, was man alles NICHT braucht.

Es ist beeindruckend, wie unabhängig man nun auch auf Reisen gehen kann ohne die Hälfte des Gepäcks mit Kosmetik etc. zu besetzen – da man weiß, dass die Haut und Haare auch die nächsten Tage ohne Cremes und Waschen gut aussehen werden.

Die Haare werden robuster und stärker wenn man sie mal von der Shampoo Abhängigkeit entwöhnt hat. Trotzdem genießen wir beide hin und wieder einfach das Gefühl, eines frisch gewaschenen Kopfes. Und wie bei der Ernährung gilt für uns auch für die Körperpflege: Verkrampfte Dogmen sind fehl am Platz. Wichtig ist wie immer: einfach mal ausprobieren und für sich selbst herausfinden was funktioniert.

Folgende Haarpflege Routinen könnten sich bspw. einspielen:

  • 1 mal pro Woche die Haare mit einer Seife oder einer sanftem Shampoo waschen. Dabei einfach recht wenig Shampoo benutzen, je nachdem was die Haare wirklich brauchen.
  • zusätzlich 2 mal pro Woche spüle ich die Haare einfach mit Wasser aus (v.a nach dem Sport) ohne zusätzliche Produkte zu benutzen.
  • Etwa alle 2-3 Wochen massiere ich etwas Kokosöl in die Spitzen um sie vor dem Austrocknen und Spliss zu schützen
Wie sieht deine Haarpflege aus? Hast du schonmal versucht deine Haare regelmäßig ohne Shampoo zu waschen und zu pflegen? Falls ja – wie hat sich das langfristig und derzeit bei dir eingepegelt?
Berichte uns in den Kommentaren!
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Geschrieben von Anja

Anja hat Ernährungswissenschaften (B.Sc.) und Toxikologie (M.Sc.) studiert und beschäftigt sich seit 2015 mit dem Paleo-Gedanken und Paleo-Lebensstil, der ihr unter anderem ein wunderbares Mindset für den Alltag, ihre Arbeit und auch den Ausdauer- und Kraftsport bringt. Alles in allem beschäftigt sie wie der Mensch wieder einen integrativen Lebensstil mit der Natur leben kann – unter Einbezug auch moderner Errungenschaften.
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8 Kommentare

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  1. Kerstin //

    Ich wasche schon seit 7 Jahren meine sehr langen und dicken Haare mit Roggenmehl, dass mit Wasser auf Shampoofestigkeit gemischt wird und spüle mit Apfelessig. Mit wirklich kaltem Wasser ausspülen zum Schluss und die Haare sind wunderbar sauber und leicht kämmbar. Mit Seifen und Shampoos habe ich nie ein so gut kämmbares Haar gehabt und bei der Menge Haar, ist mir das wirklich wichtig. Kann es nur empfehlen.

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  2. Dea //

    Ich habe schon lange mit trockener Haut zu tun (bis hin zur Neurodermitis). Mit der richtigen Ernährung und Pflege lässt sich da ziemlich viel machen, aber ganz ohne geht es bei mir leider nicht, weil meine Kopfhaut furchtbar juckt, wenn ich nur Wasser benutze. Eine Mischung aus schwarzem Tee und Roggenmehl funktioniert bei mir gut… Das würde ich aber bei langen Haaren nur bedingt empfehlen – meine sind raspelkurz. Das Roggenmehl klebt zwar nicht sehr stark, aber die kleinen “Körnchen” müssen ja trotzdem wieder runter gewaschen werden ;-)

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  3. Stefan //

    Danke für die interessanten Vorschläge. Allerdings frage ich mich ob man wirklich in aller Konsequenz zum „alten“ zurückkehren muss … oder ob nicht eine Kombination der früheren und heutigen Methoden die bessere Lösung ist, denn schliesslich haben sich die Paleo-Spezien auch weiterentwickeln … und dies, wie die Medizin etc. zeigt, nicht nur zu unserem Nachteil!?

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    • Anja Wagner //

      Hi Stefan, danke für deinen wertvollen Kommentar!

      Und ja, da darf es auch hingehen, dass moderne Errungenschaften, sei es in den Beispiele Kosmetik und Medizin, sinnvoll integriert werden – im Kontext einfach unserer Herkunft und zu dessen was unser Körper auch potentiell selber fähig ist zu leisten, Stichwort Selbstregulationsfähigkeiten. Das ist bei Haut und Haar auf jeden Fall so – dass viele Produkte auf dem Markt in Anbetracht der Selbstregulationsmechanismen in Bezug auf Häufigkeit und Menge der Anwendung wenig Sinn ergeben.

      Hoffe das ergibt Sinn, du hast es ja letztlich auch so geschrieben, nur mit anderen Worten.

      Liebe Grüße und viel Freude beim Entdecken der Inhalte noch auf Paleo360!

      Anja

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  4. Sabina Vonmoos //

    Ich habe lange graue Haare(bin 62) und wasche meine Haare schon seit Jahren nur noch ca alle drei Wochen mit einem festen Shampoo. Bei Nebel oder Regen werden sie automatisch regeneriert ?. Seither habe ich keine Schuppen,kein Jucken und keinen Spliss mehr. Am meisten stört mich jeweils der Küchengeruch in den Haaren und wenn sie nass werden, riecht es nicht nach grünen Äpfeln ?sondern nach nassem Tier.
    LG Sabina

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  5. Nicole //

    Nur Wasser habe ich ausrobiert und monatelang ausgehalten und dabei kräfig gebürstet. Manchmal dachte ich, jetzt habe ich es geschafft und am nächsten Tag sahen die Haare plötzlich total fettig aus! Manchmal waren sie morgens noch ok und auf Arbeit plötzlich fettig! Ich hatte das Gefühl, vor solchen Überraschungen nie sicher sein zu können.
    Jetzt wasche ich meine Haare 1mal pro Woche mit Roggenmehl, das ich mit etwas Wasser zu einer Paste anmische. Jedes 2. Mal spüle ich anschließend mit Essigwasser.
    Das ist jetzt für mich die ideale Lösung.
    Liebe Grüße, Nicole

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  6. Christine //

    Hallo zusammen, ich habe vor einigen Jahren die Methode, meine Haare zu waschen umgestellt, da ich kreisrunden Haarausfall hatte, der wahrscheinlich von der Schilddrüsenunterfunktion herrührte, die zum gleichen Zeitpunkt bei mir gemerkt wurde. Nur Wasser konnte ich einfach nicht und viel recherchiert. Ich bin auf indische Waschkräuter von Khadi gestoßen. Meine Haare haben es mir mit erhöhter Festigkeit und einer verbesserten Struktur gedankt, der Haarausfall konnte gestoppt werden und nach ca. 12 Monaten waren auch die kahlen Stellen wieder zugewachsen.

    Liebe Grüße
    Christine

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