Ölziehen für gesunde Zähne?

Mythos oder Alleskönner: Was ist dran am Ölziehen?

Mit einem einfachen und preiswerten Hausmittel Zähne und Zahnfleisch pflegen und gleichzeitig noch fiesen Viren und Bakterien den Garaus machen? Sogar chronische Krankheiten wie Kopfschmerzen, Bronchitis, Lungen- und Leberleiden, Arthrose, Zahnschmerzen, Hautentzündungen oder Magengeschwüren sowie Herz- und Nierenerkrankungen soll eine neuartige Methode behandeln können. Was für die einen zu schön klingt um wahr zu sein, ist für die anderen längst Teil des täglichen Morgenrituals: das Ölziehen (bzw. die Ölkur).

Der vermeintlich neue Trend in Sachen Mundhygiene ist in Wirklichkeit ein alter Hut und wird als Bestandteil der indischen Lebenslehre Ayurveda dort schon seit Jahrtausenden praktiziert. Auch die alten sibirischen Schamanen sollen das Verfahren bereits erfolgreich angewendet haben um lästige Krankheitserreger los zu werden.

Was ist Ölziehen

Giftstoffe und Bakterien gehen in das Öl über

Die heute bekannte Methode der Ölkur wurde von Dr. Karach in den 80er Jahren wiederentdeckt. Er ist überzeugt, dass etwa 15-minütiges Mundspülen mit einem Teelöffel möglichst kaltgepresstem Pflanzenöl zum Beispiel  Oliven-, Kokos– oder Sesamöl schädliche Giftstoffe aus dem Körper ausspülen kann. Seiner Theorie zufolge gehen diese ebenso wie Bakterien und Viren beim Spülen in das Öl über. Das ist im Übrigen auch der Grund dafür, dass das Öl nach dem Ölziehen auch nicht heruntergeschluckt sondern ausgespuckt werden muss.

Ölziehen Schritt für Schritt

Das Öl wird auf einen Teelöffel gegossen und je nach Bedarf rund zehn bis 15, manchmal auch 20 Minuten im Mundraum hin- und herbewegt und dabei mehrmals durch die Zahnzwischenräume gezogen – und das am besten morgens, nüchtern, gleich nach dem Aufstehen. Anfängern wird empfohlen eher mit einer kleinen Menge an Öl zu beginnen, da das ölige Gefühl im Mund noch ungewohnt ist und sich die Menge an Flüssigkeit durch den angeregten Speichelfluss schnell vergrößert.

Ist das Öl am Anfang noch dickflüssig wird es mit zunehmender Verteilung im Mundraum und Ziehen durch die Zähne immer dünnflüssiger. Fertig sei man erst, so sagen die Anhänger, wenn die Spüllösung im Mund völlig weiß geworden ist. Ist noch eine Gelbfärbung zu erkennen, muss weitergezogen werden. Im Anschluss wird der Mund mit warmen Wasser ausgespült (Achtung: Nicht herunterschlucken!) und die Zähne können normal und gründlich geputzt werden. Kleiner Insidertipp: Wer das Öl in ein Papiertuch spuckt, spart sich hinterher das lästige Putzen des öligen Waschbeckens und das Öl gelangt so nicht ins Wassersystem.

Welches Öl denn nun am besten geeignet ist, sind sich die Experten uneins. Einig sind sie sich aber, dass es möglichst kaltgepresst und nativ sein soll, um die beste Wirkung zu entfalten. Teure Beautyöle, die Hersteller heute extra für die Anwendung im Mund herstellen und die bis zu 40 Euro kosten, sind allerdings nicht wirksamer als herkömmliches Öl aus dem Supermarkt.

Öl oder Speichel? Oder beides?

Ob die positiven Effekte nun vom Öl selbst kommen oder vom angeregten Speichelfluss sind sich selbst die Befürworter nicht sicher. Denn im Speichel befinden sich Enzyme wie Lysozym, das Bakterienhüllen auflösen sowie Immunglobulin A, dass sich an bekannte Krankheitserreger anheften und diese neutralisieren kann. Durch seine speichelanregende Wirkung unterstützt das Ölziehen die natürliche Abwehr des Körpers gegen schädliche Eindringlinge. Und so glauben heute auch bereits einige Zahnmediziner, die offen sind für naturheilkundliche Verfahren, an die Wirkung der Ölkuren und setzen diese scheinbar erfolgreich zur Behandlung von Karies oder Parodontose ein.

Kritiker bezweifeln Wirksamkeit der Ölkur

Dass die Bakterien im Mundraum einen schädlichen Einfluss auf die Entstehung verschiedener chronischer Erkrankungen wie Athrose, Kopfschmerzen oder Herzleiden hat, ist unlängst bekannt. Verschiedene Studien konnten nämlich bereits einen Zusammenhang zwischen einer Zahnfleischentzündung (auch als Parodontitis bekannt) und diesen und anderen Krankheitsbildern belegen.

Können die Bakterien im Mundraum und in den Zahnfleischtaschen durch ein Verfahren wie das Ölziehen reduziert oder abgetötet werden, ist eine positive Beeinflussung der entsprechenden Beschwerden durchaus denkbar. Fest steht aber: Es gibt weltweit noch kaum Studien die sich mit den gesundheitlichen Effekten des Ölziehens beschäftigt haben. Und so bezweifeln viele Wissenschaftler, ob die Kur tatsächlich etwas bringt. Besonders den ayurvedischen Grundsatz nach dem sich im Körper verschiedene Gifte und Schlacken ansammeln, die entfernt werden müssen, zweifeln viele Schulmediziner an.

Ölziehen: Schaden kann es nicht

Selbst wenn die Wirksamkeit des Ölziehens noch nicht wissenschaftlich erwiesen ist, gibt es zwei indische Studien die eine positiven Einfluss von Sesamöl-Spülungen beobachten konnten. Weitere internationale Publikationen berufen sich darüber hinaus auf einen allgemeinen antibakteriellen Effekt von Pflanzenölen.

Eines müssen sich jedoch selbst Kritiker eingestehen: Schaden kann das Ölziehen nicht.

Wer sich also selbst ein Bild von der günstigen Methode machen möchte und die Disziplin mitbringt der Methode jeden Morgen 15-20 Minuten seiner Zeit zu schenken, fügt seinen Zähnen auf jeden Fall keinen Schaden zu. Wem das zu viel Zeitaufwand ist, kann ja mal mit einer dreitätigen Kur starten, die bei Erfolg bis zu zwei Wochen weitergeführt werden kann. Und das beste: Eine ballaststoff– sowie vitamin– und mineralstoffreiche Paleo-Ernährung kann laut Experten die Wirkung der Ölkur unterstützen.

Wichtig ist: Egal wie überzeugt man von dem neuen Mundhygieneritual ist, das zweimal tägliche, gründliche Zähneputzen mit Zahnpasta (oder selbstgemachter Zahnpasta) sollte man nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen.

Ich selber betreibe regelmäßig Ölziehen (mit Kokosöl) und bilde mir ein, dass sich damit Halsschmerzen oder Rachenentzündungen vorbeugen oder schneller heilen lassen. Zumindest aber ist die (subjektive) Zahnhygiene und die Gesundheit meines Zahnfleischs deutlich besser. 

Habt ihr schon einmal eine Ölkur gemacht? Wenn ja, wie sind eure Erfahrungen?

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Geschrieben von Nico

Nico hat sich mit Paleo360 den Traum erfüllt, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. In seinem Alltag dreht sich sehr viel um Gesundheit und Fitness. Und da er auch ein Genießer ist, darf das Kochen natürlich nicht zu kurz kommen. Wenn die Möglichkeit besteht, verbringt er viel Zeit beim Wandern und Bergsteigen in den nahegelegenen Alpen.
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25 Kommentare

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  1. Ulrike //

    Hallo paleo360,

    was halten sie von diesem Kokosöl (siehe unten) leider gibt es in meiner Gegend keine andere Sorten.

    Grace Coconut Oil

    Aber die eigentliche Frage ist, kann man diese methode benutzen um das übliche Zähneputzen (mit zahnpasta aus dem drogeriemarkt) ersetzen?

    Wenn man z.B früh am Morgen mit leerem Magen laut ihrer Anleitung 15 – 20 min Öl ziehen macht.

    danach mit neuem Kokosöl auf die Zahnbürste und ganz normal zähneputzen.

    das heißt bis zu 25min kann diese prozedur dauern und das nur einmal täglich.

    dafür könnte man viele probleme beheben z.B Mundgeruch, Zahnfleischbluten, Zahnfleischentzündung, keine schmerzen beim kaufen hinter den Backenzähnen

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  2. Tina //

    Ich leide unter Fibromyalgie und kann sagen, dass nicht nur die Zähne weißer, sondern auch meine Muskelschmerzen nach einem Jahr Öl ziehen deutlich besser geworden sind. Ein guter Hoffnungsschimmer für alle, die an diesen Schmerzen leiden.

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    • Anja Wagner //

      Hallo Tina,

      das freut uns zu hören! Danke für das Teilen deiner Erfahrung :)

      LG, Anja

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  3. Maike //

    Also ich mache es auch mal mehr mal weniger regelmäßig und bin grosser Fan.
    Ich glaube auch an keine spontane Wunderheilung für sämtliche Probleme, aber es reinigt definitiv die Zähne wie kaum möglich mit Zahnseide und Zahnbürste und dadurch erscheinen oder werden sie weisser :-).

    Ich nehme Kokosöl, erwärme es kurz und fülle es in so Silikon- Pralinenform (leere Packung Toffee tut es auch), geb noch nen Spritzer Mundwasser oder Pfefferminzöl für den Geschmack dazu und frier es ein.
    Jeden Morgen hol ich mir ein so ein Taps und leg mich nochmal ins Bett, lese Nachrichten, Mails und beginne so meinen Tag :-)

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    • Anja Wagner //

      Hallo Maike,
      das ist ein cooler Tipp – danke dafür :)

      LG, Anja

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  4. Isabelle //

    Huhu! Also ich kann Ölziehen sehr empfehlen, vielen Dank für den tollen Artikel. Wer noch auf der Suche nach einem hochwertigen Öl zum Ölziehen ist, sollte mal hier vorbeischauen: http://www.meine-frischekosmetik.de
    Das Zahnöl schmeckt richtig gut und man kann damit auch die Zähne putzen, somit auf herkömmliche Zahnpasta, die Fluor oder gar Triclosan enthält, verzichten.
    Liebe Grüße
    Isabelle

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  5. willi //

    hallo,also da muß ich euch mal unbedingt was zu sagen,meine vorderen unteren zähne sollten gezogen werden,sie sind locker weil ich zahnfleischschwund habe.wir hatten schon einen termin ausgemacht.
    ich fing dann mit der ölziehkur mit kokosöl an,ich dachte es kann ja nicht schaden,und als der termin da war,sagte ich zu meinem zahnartzt,ich will nicht.der artzt meinte ,die zähne seien fester geworden,wir brauchen nicht ziehen.er konnte es fast nicht glauben,aber er hat es ja gesehen.ich liebe kokosöl.glaubt es oder nicht,aber es ist wirklich wahr.danke fürs zuhören.und probiert es aus.

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    • Anja Wagner //

      Hallo Willi,

      vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! Schön, dass Ölziehen bei dir so gute Effekte hatte:) LG, Anja

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  6. Philip //

    Vielen Dank Nico für deinen ausführlichen Bericht.
    Besondern positiv finde ich die gut geschriebene ” Schritt für Schritt” Anleitung.

    Für alle, die noch mehr über das Ölziehen erfahren möchten, haben wir auf unserem Ratgeber:

    http://oelziehen.net/

    noch mal alle gängigen Öle aufgelistet.

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  7. Anne //

    Ich habe das Zahnöl von RINGANA für mich entdeckt:
    Kaltgepresstes Bio-Sesamöl, ätherische Öle und milde, rein natürliche Putzkörper sorgen für weissere Zähne und frischen Atem.
    Mein tägliches Ritual! Eine Kombination aus Ölziehen und Zähneputzen.
    Mehr Infos unter http://www.hauptstadtfresh.de

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  8. Corina //

    Ich habe irgendwo gehört, dass man nicht Ölziehen soll, wenn man Plomben, insbesondere aus Amalgan, hat. Hat jemand Erfahrung oder weiss mehr?

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  9. Danny //

    Ich mache seit zwei Jahren Ölziehen, und auch ich bilde mir ein, das die Zähne heller geworden sind. Auch ist die Resonanz meines Umfeldes wirklich so, das alle behaupten ich hätte helle Zähne, obwohl ich sehr viel Kaffee trinke. Ich bersönlich bin auch der Meinung das mein Zahnfleisch schön rosig und fest geworden ist. Ganz zu beginn meiner Anwendung also so nach drei Wochen hat auch mein Zahnstein begonnen sich teilweise abzulösen, was ich zwar auch schonmal gelesen habe aber (hey es ist ja nur öl) nicht gedacht hätte. Meine Zahnärztin hat gesagt das sich der Zahnstein sehr leicht lösen lässt (Zahnsteinbehandlung) und hat auch die Stellen entdeckt, wo der Zahnstein von selbst abgefallen ist. Sie selbst hält nichts davon, wenn aber auch Sie zugeben musste, das ich Momentan kaum noch Zahnstein habe. Ich nehme fast jeden morgen ein Schnapsglas Olivenöl (billiges) und spüle das gut 30 Minuten im Mund, Am Wochenende vor dem PC ist es da locker mal ne Stunde drinnen – die Zeit verfliegt :-)

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  10. Othmar //

    Das Ölziehen hab ich zeitlich nicht auf die Reihe gekriegt. Für meine eigene Gesundheitsvorsorge habe ich den Apfelessig ( naturtrüb nicht erhitzt am wirkungsvollsten mit der ” Essigmutter”) für mich entdeckt.

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    • Anja Wagner //

      Hallo Othmar,

      stimmt – regelmäßiger Apfelessigkonsum soll sehr gesund sein.

      LG, Anja

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  11. Ebby //

    Hi, ich habe das auch schon mal ausprobiert und tatsächlich sind meine Zähne nach 2 Wochen etwas weißer geworden. Nicht unnatürlich, nur diese leichte Gelbfärbung von Kaffee, Schwarztee etc. ist verschwunden. Ich mache es auch nebenbei beim Duschen morgens. Kann ich nur empfehlen.

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  12. Anette //

    Als Dentalhygienikerin werde ich das natürlich, schon aus Berufsinteresse, ausprobieren.
    Allerdings möchte ich wärmstens empfehlen die Zähne, wenigstens am Abend vorher, gründlich und vor Allem zwischen den Zähnen zu reinigen.

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  13. Chef //

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man durch das runterschlucken des Öls krank wird. Es gibt ja auch noch die Magensäure.

    Insgesamt: Erkennbar weißere, glattere Zähne und ein besseres Gefühl im Mund!

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  14. Anja //

    Ich betreibe das Ölziehen seit fast einem Jahr. Dabei nutze ich die 15 bis 20 min um zu duschen oder das Frühstück vorzubereiten. Man verliert also dadurch kaum Zeit am Morgen. Ich verwende Kokosöl oder auch mal Olivenöl.
    Durch das Ölziehen sind meine Zähne deutlich weißer geworden und fühlen sich nach dem Zähneputzen viel glatter an. Auch Erkältungen setzen sich nicht mehr so lange fest. Bis jetzt habe ich also nur positive Erfahrungen gemacht. Deshalb empfehle ich es einfach auszuprobieren.

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